Übertragung und Gegenübertragung I und II
Die Übertragungsanalyse umfasst Erkennen, Konfrontieren und Durcharbeiten der typischen Gefühls-, Denk- und Verhaltensmuster des Patienten, wie sie sich in allen Beziehungen des Patienten und insbesondere auch in der therapeutischen Beziehung zwischen Analytiker und dem Patienten entwickeln. Der Umgang mit diesen Übertragungsmustern schließt auch den gezielten Umgang mit der Gegenübertragung des Therapeuten ein. In modernen psychoanalytischen Konzepten ist es allerdings nicht mehr üblich, den Analytiker lediglich als eine neutrale Projektionsfläche zu sehen, auf der sich einseitig die Psychodynamik des Patienten spiegelt und erkennbar wird. Auch der Therapeut ist ein aktiver Teilnehmer, der mit seinen eigenen Theorien, Werten und Projektionen den Prozess mitgestaltet. So tragen in einem subtilen interaktiven Prozess beide oft unbewusst zu der jeweiligen spezifischen Ausgestaltung der sich entwickelnden Übertragungsprozesse bei. Diese Konzeptualisierung von Übertragung hat einen erheblichen Einfluss nicht nur darauf, wie wir die Vorgänge in der therapeutischen Beziehung interpretieren. Sie beeinflusst auch unser therapeutisches Vorgehen, wobei hier die allgemeine Tendenz erkennbar ist, auf die Bearbeitung intersubjektiver Prozesse zunehmend mehr Wert zu legen.