Die Ohnmacht der Eltern und die Angst vor der kindlichen Vitalität
"Du hast keine Chance!" Dieser Eröffnungssatz eines 6j Jungen in einer analytischen Kindertherapie markiert einen zentrale Punkt der Funktionalisierung des Therapeuten im Sinne der Selbstmächtigkeit des Patienten. Komplementär sprechen Eltern davon, sie seien ‚völlig am Ende‘, sie wüßten ‚nicht mehr weiter‘, ihr Kind ‚fresse sie auf‘, ‚wachse ihnen über den Kopf‘, tendieren in Therapien in regressive Muster zu verfallen und die Verantwortung an den Therapeuten abzugeben. Ohnmächtige Eltern und übermächtig erlebte Kinder bilden einen diffizilen Kreislauf realer und phantasierter Abhängigkeiten und Verstrickungen, in dem nicht geglückte Selbstregulation wiederbelebt wird und der fatale Auswirkungen auf beiden Seiten haben kann. Diese Wechselwirkungen von Macht und Ohnmacht zwischen unseren Patienten und deren realen bzw. phantasierten Eltern als innerpsychische und reale Bezie-hungsdynamik wollen wir konkret erfahrbar machen und diskutieren.
