Adoleszenz als progressive Entwicklungschance oder: Die Falle der Autonomie
In der Adoleszenz werden nicht nur frühe Entwicklungstendenzen unter verschärften Be-dingungen – unwiderrufliche Veränderungen des Körpers, Sexualität, Ausdifferenzierung kognitiver Fähigkeiten - im Übergang von Kind zum Erwachsenen wiederbelebt, die inner-psychisch und real bewältigt werden müssen, auch neue Möglichkeiten des Umgangs mit sich selbst und den anderen werden erschlossen. Dies alles unter Bedingungen hoch konflikthafter innerpsychischer Veränderungen. Als ein zentraler Grundkonflikt wird die Regulierung von Nähe und Distanz virulent, oftmals im Sinne sehr konfliktträchtiger Autonomieentwicklung. Schnell stehen wir als Therapeuten auf der Seite der Autonomie unserer adoleszenten oder erwachsenen Patienten, die wir fördern und stärken wollen, und generieren dadurch, daß wir uns zu sehr auf die Seite der Autonomie schlagen ohne der vielfältigen Nähe- und Bezie-hungswünsche gegenüber den Bezugspersonen gewahr zu werden, Entwicklungswiderstände. Wie schnell therapeutische Verführungssituationen im Sinne der Verstrickung in verein-seitigende Parteilichkeit für Autonomie entstehen können soll u.a. anhand von Videoausschnitten einer analytischen Therapie einer 16j. Jugendlichen exploriert und diskutiert werden.
